Montag, 21. Juli 2008

Züchtigkeit durch Photoshop

Rolling Stones-Gitarrist Ronnie Wood (61) ist womöglich mit einer 19-jährigen Russin durchgebrannt. So weit, so egal.

Davon berichtet unter anderem das britische Vollproletenblatt The Sun auf ihrer Website, unterlegt mit folgendem Foto:



Jetzt will man ja nicht mit den dämlichen Vorurteilen kommen wie "die Briten sind so prüde" oder sowas, aber entweder die Daily Mail oder derjenige, von dem die Daily Mail ihre Bilder bezieht fand anscheinend die Liebesgrüße aus Moskau allein schon anstößig genug, so dass auf der Version des Fotos auf der Mail Online-Seite ein signifikanter Teil plötzlich verschwunden ist:

Donnerstag, 17. Juli 2008

Pilawas große Weltreise: Schöne Grüße aus dem malerischen Niveau-Tal

Seit dem 10. Juli verwöhnt uns die ARD für drei Donnerstage mit Pilawas großer Weltreise, wie der Name verrät präsentiert von Günther Jauchs schlechterem Zwillingsbruder. Schon das Format lässt dabei jegliche Fantasie vermissen, wie beim Promiminigolf und der Naturwundershow sitzen eine Menge B-Prominenter herum, die dieses Mal an Multiple-Choice-Fragen zu den unterschiedlichsten Ländern mittlere Zurechnungsfähigkeit beweisen.
Das will man schonmal eher nicht anschauen respektive mit seinen Gebührengeldern finanziert wissen.

Der Grund, warum die Große Show der Naturwunder in Ordnung geht und Pilawas Krampf nicht, ist folgender: Bei Ersterem stellt sich durch die Fragen und Beiträge noch ein gewisser Lerneffekt ein, während selbiger, soweit bei Pilawas großer Weltreise vorhanden, zunichte gemacht wird durch eine wahre Schwemme von flachen Klischees, mit denen die Show an allen Ecken aufwartet. Beim Thema Brasilien kommt man ums Verrecken nicht um halbnackte Sambatänzerinnen herum, die zu hinlänglich bekanntem pseudo-brasilianischem Popmüll mit den Hintern wackeln, zu Dubai fällt nichts interessanteres wie Mega-Einkaufszentren ein und eine Frage zur Türkei lädt zu Spekulationen über die Kleiderordnung in Moscheen ein. Die Redakteure des Ersten haben es konsequent vermieden, neuen Boden zu betreten und damit jede Chance ausgemerzt, dass unsereins hinterher mehr wissen könnte als zuvor.

Ob es der imaginäre Auslandsaufenthalt ist oder Folgen von Pilawas dummem Gequatsche, die Online-Leute von DasErste.de scheinen auch schon die ersten Spuren davongetragen zu haben:

Donnerstag, 10. Juli 2008

I don't want to believe.

Eine der einflussreichsten Serien der 90er Jahre, erhält ab dem 25. Juli ihre Fortsetzung in Form des insgesamt zweiten Akte X-Kinofilms The X Files - I want to believe.
Das hört sich interessant an und der Trailer auf der offiziellen Website macht auch einen vielversprechenden Eindruck. Ziemlich genau bis zu Trailersekunde Nummer 11, als die Stimme mit schottischem Akzent ein Gesicht bekommt. Das Gesicht des ziemlich berühmten schottischen Komikers Billy Connolly, um es beim Namen zu nennen.
Vielleicht spreche ich hier nur für mich, aber für meine Wenigkeit nimmt der Gruselfaktor durchaus ab, wenn unheimliche Visionen aus einem Munde verkündigt werden, der normalerweise dazu auffordert, etwa die britische Nationalhymne durch den Jingle einer Sitcom zu ersetzen, zwecks motivierterem Auftreten britischer Athleten bei Olympischen Spielen.

Für alle anderen spreche ich, wenn ich sage, dass es darüber hinaus eine dämliche Entscheidung war, einen neu aufgetauchten FBI-Agenten von Alvin Joiner spielen zu lassen, dem fleissigen MTV-Zuschauer besser bekannt unter dem Künstlernamen Xzibit.
Ich schlussfolgere also, dass entweder...

...die Produzenten auf den Trichter gekommen sind, die nerdige SciFi-Szene überlappe sich zu mindestens 95% mit der der in hüpfenden Autos die amerikanische West Coast heruntertuckernden Bling-Bling Hip Hoppern respektiver die derer, die eben genannten gerne Zugucken und CDs abkaufen oder...

...die Scary Movie-Filmpersiflagen mittlerweile schon vor den persiflierten Filmen erscheinen, wodurch wir uns auf tolle
"Piiiep earthling called Xzibit, we order you to pieeeep pimp our Saucer piiiep!"
und
"Man, when your saucer first came here, it was all like shiny silver on the outside, and tons of flashing lights and screens on the inside, but now it's all like shiny silver on the outside, and tons of flashing lights and screens on the inside. You've officially been pimped."
Dialoge freuen könnten, oder aber...

...die Produzenten haben einfach keinen Schimmer von der Materie und dem Geschäft im Allgemeinen, und fahren den ganzen Streichelzoo ein weiteres Mal Vollgas in die Gülle.

Ihre Wetten, bitte, die Herren!

Mittwoch, 9. Juli 2008

Werdegang eines Plattencovers

Schriftteile in pink und hellgrün, rechtwinklig auf den Seiten eines Schwarzweissfotos angeordnet. Hört sich nicht gerade besonders ausgefeilt oder besonders geschmackvoll an, ist aber ziemlich oldschool und die Scheiben, die unter diesem Cover gelegen haben, haben es schon längst geadelt. Im kollektiven Bewusstsein gehalten durch Hommagen, ist es mittlerweile über 52 Jahre alt und verdient damit eindeutig, mal näher betrachtet zu werden.


Alles begann im Jahr 1956, als das linksstehende Design das selbstbetitelte Debutalbum schmückte. In der Rolling Stone-Liste der 100 besten Albumcover rangiert es auf Platz 40.
Musikalisch enthielt das Album noch hauptsächlich Country-Songs, unter anderem Blue Suede Shoes und belegte auf dem US Billboard Pop Albums Platz 1.


Ende 1979 veröffentlichten die britischen Punk Vor- und Überväter The Clash das Album London Calling. Die Band, die auch in Text und Musik nicht mit Anspielungen auf andere Künstler sparte, entwickelte das Elviscover geschickt weiter. Das Layout als Referenz für die musikalischen Dimensionen der Band, das Motiv als Bekenntnis zu den Wurzeln der Band, denen The Clash dann auch stets treu blieben. So bestanden sie darauf, das Doppelalbum zum Preis eines Einzelalbums zu verkaufen, weswegen sie zeitweise Schulden bei ihrer eigenen Plattenfirma machen mussten.
Die zwei erfolgreichsten The Clash Singles London Calling und Train in Vain sind dem Album entnommen und das Magazin Rolling Stone führt London Calling auf Platz 8 ihrer 2003 erschienenen Liste der 500 besten Alben aller Zeiten.

Auf dieses Album von Tom Waits wird zum Thema bei Wikipedia verwiesen. Rain Dog erschien 1985 und enthält die Musik aus Genres wie Blues und Experimental Rock. Als einziges Cover in dieser Liste enthält dieses eine veränderte Farbzusammensetzung. Auch das die Postion der Schrift wurde in die obere Ecke gespiegelt.



Ziemlich genau 20 Jahre später findet sich das nächste dem Muster folgende Albumcover, wobei es sich bei der CD um de Soundtrack zu dem Skatespiel Tony Hawk's American Wasteland handelt. Das Motiv ist eine gezeichnete Version des The Clash Covers, allerdings wurde die Gitarre durch ein Skateboard ersetzt, was auf einfallsreiche Weise einem Feature des Spiels Rechnung trägt, dass den Spieler nach Stürzen und missglückten Tricks das Sportgerät zerschmettern lässt.

Schließlich zu erwähnen bliebe da noch Reintarnation, ein 2006Best Of-Album von k. d. lang, einer kanadischen Country-Sängerin. Das Motiv scheint an das ursprüngliche Cover von Elvis Presley angelehnt zu sein, wobei der "k.d. lang"-Schriftzug im Format ziemlich genau dem auf London Calling entspricht.




Nachtrag: Unser Leser phish83 hat sich nicht lumpen lassen und mich auf ein Cover von Egotronic aufmerksam gemacht. Die Band macht berliner Elektropunk und auf der CD findet sich dann übrigens auch ein Track namens "Berlin Calling". Danke für den Hinweis nochmals an phish83!


Ich finde hier haben wir es also mit einer Reihe von Covern zu tun, die über die gesamte bisherige Lebensdauer der Rockmusik ihre Spuren hinterlassen haben, den Vergleich mit anderen oft kopierten Covern wie etwa dem des Beatles-Albums Abbey Road wahrich nicht zu fürchten brauchen und wohl insgesamt mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.

Sollte uns ein Cover oder etwas ähnliches entgangen sein, meldet Euch in den
Kommentaren!

Montag, 7. Juli 2008

DULDDDMMECADEIMW #1: alle Die drei Fragezeichen Kassetten

Abseits der vielen Dinge, die sonst in diesem Blog thematisiert werden und unser Leben in der Mediensphäre tagtäglich zur  Vorhölle verkommen lassen, gibt es doch noch die ein oder anderen Programme, Silberscheiben oder sonstige Medienerzeugnisse, die uns zumindest ein oder zwei kühle Milchshakes in diesem äusserst hitzigen Ort einschenken können. Genau für diese Perlen der Unterhaltung haben wir diese Rubrik geschaffen: Die unendliche Liste der Dinge, die man mit einem Containerschiff auf die einsame Insel mitnehmen würde. Und das wäre nun #1.

Wir packen ein: Alle Die drei Fragezeichen-Kassetten.

Schon rund 40 Jahre existiert diese Serie nun. Und mindestens genauso lange versuchen die deutschen Autoren auf knuffige Art und Weise die Illusion einer uramerikanischen Geschichte aufrecht zu erhalten. Ohne dabei zu merken das wahrscheinlich genau das das ist, was die Vielzahl an Fans noch immer zu den Drei Fragezeichen stehen lässt. Denn die drei Freunde leben selbstverständlich im uramerikanischen Los Angeles, sind gutbefreundet mit dem anscheinend unsterblichen, unamerikanischen Filmguru Alfred Hitchcock und bei jedem geschätzt zweiten Fall verschlägt es die Hobbydetektive ins uramerikanische  Hollywood um den dubiosen Diebstahl von Gegenstand x von Filmstar y auf die Schliche zu kommen.
Die Eltern stört es dabei anscheinend nie, dass keiner der drei Minderjährigen auch nur den Versuch begangen hat in die Schule zu gehen. Vielleicht bin ich einfach zu uninformiert über die Serie und in Folge z wird am Rande erwähnt, dass die Drei aufgrund des 'Sonderparagrafen für minderjährige Hobbydetektive' des Schulgesetzes von Kalifornien ohne Ausnahmen vom Schulbesuch befreit sind. Ich für meinen Teil hab es noch nichts dergleichen gehört und ich schätze mich als Kenner dieser Serie ein.

Achja, und übrigens versprüht lediglich die Kassettenversion und das charakteristische Klack in der Mitte der Folge den Charme der Drei Fragezeichen.

Wechsel des Layouts

Eben bin ich über ein interessantes Photoshop Tutorial gestumbelt und da hab ich die Gelegenheit am Schopfe gepackt und eine neue Headergrafik für den Blog zusammengeschustert.
Und dann wollten die restlichen Farben und Formen natürlich auch angepasst sein.

Jedenfalls blühen uns, wenn wir bei dem Template bleiben wohl wohl oder übel die netten weißen Kanten oben, und die Label Cloud hat sich mysteriöserweise auch verabschiedet. Ich hoffe dass ich in den nächsten Tagen eine verstärkte Wolkenbildung anregen kann.

Eure Meinung zur neuen Aufmachung sowie Tipps zur schnellen Wiederherstellung der Wolke bitte in die Kommentare!

Update: Die gute alte Label Cloud ist, leicht verändert, wieder mit von der Partie, wohl muss man bei jedem Layout-Wechsel das Widget ganz neu einbinden.

Sonntag, 6. Juli 2008

Hot or not? Master & Commander - Bis ans Ende der Welt

Gestern Abend gabs auf RTL Master & Commander - Bis ans Ende der Welt zu sehen. In der Romanadaption von 2003 wird die Jagd des englischen Kriegsschiffes HMS Surprise auf ein ihr überlegene französische Kaperschiff nacherzählt, was auf eine bestimmte Weise auch als sinnbildlich für das Schicksal des Filmes angesehen werden kann, der dem Fluch der Karibik-Hype ausser innerer Werte seinerzeit nichts entgegenzusetzen hatte.

Denn gerade was vor allem den beiden letzten Teilen der Piraten-Trilogie vorgeworfen wird umschippert Master & Commander bravourös. An keiner Stelle wirkt der Film überladen oder pathetisch, stets ist der Kurs auf den finalen Zusammenprall mit der französischen Acheron gesetzt. Dabei werden bemerkenswerterweise zu keiner Zeit die Gegner diabolisisert. Protagonist Captain Aubrey versteht die am Anfang stehende Attacke auf sein Schiff nüchtern als taktischen Schachzug, und führt auch die Verfolgung der Acheron als solchen aus, so dass keiner der Parteien die Rolle des Aggressors zu Eigen wird. Auch steht der Kampf nicht im Vordergrung, vielmehr erhält sich die Spannung durch die Konflikte der Individuen auf dem Mikrokosmos Schiff: Da wäre der Arzt, der seine Forscherambitionen in Sichtweite der Galapagos-Inseln den taktischen Interessen das Kapitäns opfern muss, die Seeleute, deren abergläubische Schuldzuweisungen einen jungen Offizier in den Selbstmord treiben, oder die Enscheidung des Kapitäns, den gebrochenen Mast zu kappen, um ein Kentern des Schiffes zu vermeiden, obwohl ein über Bord gegangener Matrose noch mit aller Macht versucht, den rettenden Masten zu erreichen.

Master & Commander ist bildgewaltig, sieht aber trotzdem realistisch aus, fesselt, ohne zu dick aufzutragen und ist intelligent, ohne langweilig zu sein. Ich persönlich mag das Genre und finde den Film dank den obigen Tugenden auf jeden Fall

HOT!

Freitag, 4. Juli 2008

Krieg und Friedman

Manchmal, wenn ich zu später Stunde durch die hinteren Kanäle zappe, abwechselnd aufgefordert, unglaublich hässliche , aber angeblich auch unschätzbar wertvolle Ringkollektionen für 39 Euro oder obszöne Klingeltöne im Jamba-Sparabo zu erstehen, bleibe ich an einer Sendung auf N24 hängen.
Sie fällt stets dadurch auf, dass sich ein vermeintlicher Talkgast gerade ausgesprochen lautstark und aggressiv über einen anderen Gesprächsteilnehmer herfällt. Nach genauerer Betrachtung stellt sich heraus: der Talkgast ist gar kein Talkgast sondern Michel Friedman, Moderator, und es geht die ganze Zeit so weiter. Nach bester Hollywood-Kreuzverhörmanier wird von Anwalt Friedman ständig ins Wort gefallen, Fragen locker fünffach wiederholt und der gestrige Gast Roger Kusch wiederholt als Todesengel bezeichnet.

Und es ist toll. Studio Friedman ist glaubwürdiger als als Frank Plasbergs immergleiche "Wir hätten da mal eine Frage, Herr Soundso, weil wir sind nämlich so wahnsinnig kritisch."-Show und kommt vermutlich eher zum Punkt als die ganzen anderen öffentlich-rechtlichen Talkshows, die ich gar nicht mehr angucke. Weil mich ehrlich gesagt nicht interessiert, was irgend ein Tatortkommissar von dem Thema hält und Generalsekretäre, die ihr Parteiprogramm gern auch nochmal vortragen auch nicht so spannend sind.

In der Sache ging es gestern um den Fall der 79-jährigen Bettina Schardt, die von Roger Kusch Sterbehilfe erhalten hat, von ihm bei ihrem Selbstmord gefilmt worden war und um die Frage, ob und wenn unter welchen Umständen die Beihilfe Kuschs legitimierbar sei.

Als Roger Kusch zu diesem höchstsensiblen und für ihn sehr persönlichen Thema gerade zum streitlustigen Friedman eingeladen wurde, muss ihm als Jurist und Politiker (Kusch war Justizsenator in Hamburg) bewusst gewesen sein, auf was er sich einließ. Und um sein Handeln ihn ohnehin schon eine hitzige Debatte ausgelöst hat, so dass er gestern Abend sicher nicht unvorbereitet vor die Kameras trat. Sicherlich hatte er seine Argumente perfekt parat.

Und nichts weniger hätte gestern genügt, um nicht komplett in Friedmans unermüdlich anbrandenden Wogen aus Rhetorik und Polemik unterzugehen und es genügte nicht, um Kusch davor zu bewahren, dann und wann ziemlich kleinlaut dazustehen. Wobei man nicht genau zu sagen vermag, ob das einer überlegenen Argumentation seitens Friedmans zuzurechnen ist oder einfach der größeren Cleverness beim Überspielen eigener Unstimmigkeiten. So oder so schien Kusch regelrecht verlegen, als er auf die, Frage, wie oft er die alte Dame zu Gesprächen getroffen habe, ungewohnt leise "vier mal" antwortete.

Hier zwei weitere Treffer Friedmans, die mir besonders gut gefallen haben, aus dem dem Gedächtnisprotokoll:

Friedman: "Jeder hat mal einen schweren Lebensabschnitt, und später kann er sich nicht mehr daran erinnern, über Selbstmord nachgedacht zu haben. Wenn man ihnen im falschen Moment begegnet, hat man also echt die Arschkarte gezogen."


Friedman: "Sie wollen also Geld für Sterbehilfe verlangen?"

Kusch: Nein, Sie sind auch Anwalt, sie müssten auch wissen, dass es für Anwälte Gebührenverordnungen gibt. Ich verlange Gebühren für Rechtsbeistand.

Friedman: Rechtsbeistand wofür? Wie man rechtsfrei tot sein kann?


Über das Thema selbst kann man zweifelsohne geteilter Meinung sein und auch derartige Streitgespräche werden keine endgültige Klarheit über den moralischen Wert von Sterbehilfe schaffen können. Aber es wurde offen und parteiisch darüber diskutiert und der Zuschauer hatte den Eindruck, dass hier zwei Menschen eine eigene Position vertreten, Kusch vielleicht ein wenig aus Profilierungstrieb, Friedman vielleicht ein bisschen mit anwalttypischer professioneller Überzeugung exklusiv für die eigene Seite.
Vor der Kamera befanden sich zwei Menschen, und während den 30 Minuten Sendezeit konnte niemand um den heissen Brei reden, bis der Moderator es satt hat nachzufragen und einen anderen Gast aufruft, es gab kein Entrinnen, wie in einer römischen Arena.
Kein Wunder, dass die so populär waren. Das Prinzip funktioniert immer noch hervorragend.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Ein bisserl Ignoranz beim Spiegel

Lieber Spiegel,
Die Bayern mögen ja Bayern sein, aber der Klinsmann bleibt nun mal ein Schwabe, a Schwob, und deswegen zeigt der höchstens ein bissle Arroganz.

Dieses bisschen scheint interessanterweise auch schon auszureichen, gestandenen Jornalisten in beleidigte Zynismusattacken zu verursachen. Muss also doch schon eher a ganz schener Haufa Arroganz gewesen sein.

Dienstag, 1. Juli 2008

Quiztaxi

Diese vorzügliche Satire über Deutschlands liebste Kreuzung aus mit Weihnachtsbeleuchtung versehenem Großstadttransportmittel und Guerilla-Ratesendung wurde von Frankie beigesteuert, der diesen und noch viele andere Texte auf seiner Satireplattform Frankies Satirewelt veröffentlicht hat.


„Wohin soll es gehen?“
Die füllige Frau in der ausgebeulten Jogginghose schaut fragend auf ihren Sohn.
Der stiert mit stumpfen Blick auf seine blechberingten Finger und grinst.
So rückt sie ihre beschlagene Brille zurecht und gibt selbst entschlossen Antwort.
„Zum Kölner Dom!“
Klingeling. Düdeldü! Täterätä! Willkommen im Quiztaxi!
Die Frau quietscht ungläubig auf und der Bengel erwacht aus seiner Lethargie.
„Ne, echt jetzt? Boh, Alder, voll geil, eh!“
Seine Begeisterung scheint reinsten Herzens zu sein.
Er streicht sich die fettigen Haare aus der Stirn.
„Haste gehört, Mudder, wir gewinnen jetzte richtig wat!“
In die Hände klatschend, lässt sie ein erfreutes „Supi!“ durch ihre vorstehenden Schneidezähne schlüpfen. Ihr Bauch wogt vor Begeisterung hin und her.
Erste Frage. In welcher Stadt steht der Eiffelturm?
Die Begeisterung des Jungen schlägt in Desinteresse um.
Muddern springt in die Bresche. Ihre Wurstfinger kneten nervös eine Einkaufstüte.
In Pisa, da ist sie sich sicher. Davon hat mal was in der Bildzeitung gestanden.
Die Stadt fängt zwar mit einem „P“ an, aber Pisa sei es nicht, so die kleine Hilfestellung des Moderators. Da Muddern keine weiteren Städte mit „P“ bekannt sind, greift sie zum Telefonjoker. Vaddern zu Hause auf dem Sofa ist da weltmännischer.
„In Paris, du blöde Kuh!“, gibt er bereitwillig Auskunft und setzt noch ein freundliches „Und sieh zu, dass du mit dem Kölsch hier antrabst!“ hinzu.
Die ersten 50 Euro stehen zu Buche.
Die Quizspieler liegen sich jubeln in den Armen.
Zweite Frage. Womit kocht man auf einem Campingplatz normalerweise das Essen?
Das ist die richtige Frage für den Junior. „Mit Dosen natürlich, weiß doch jeder. Nudeln in Tomate und so.“
Und womit macht man die warm?
„Mit dem Profangaskocher.“
Womit?
„PROFANGAS!“ Ob der Moderator was an den Ohren hat?
Scheiße, erstes Leben weg.
Dritte Frage. Von welchem Land heißt die Hauptstadt Wellington?
Betretenes Schweigen auf den Rücksitzen.
Kann ja nur Kanada oder Peru sein.
„Ja, ganz sicher Kanada oder Peru.
Jedenfalls in Afrika.“
Ja, was denn nun?
„Kanada“.
Sind Sie sicher?
„Ne“.
Dann noch mal überlegen!
„Hab keinen Plan. Nehm ich eben Neuseeland.“
Absolut logisch. 100 Euro!
Infernalisches Gekreische dringt nach vorn.
Vierte Frage. Welcher deutsche Dichter schrieb „Die Räuber?“
Mit der Literatur hat man es nicht so. Man verfügt aber doch noch über den Passantenjoker?
Das Taxi hält.
„Hallo, Sie da, kommen Sie mal her. Wer schrieb „Die Räuber?“
Die Passantin ist sichtlich verwirrt.
„Äh, ik nixe wisse von Räuber, bin rechtschaffendes Frau, musse gehen zur Arbeit, mache sauber in Büro, nixe Räuber!“
Der Moderator drängt auf eine Antwort. Man überlegt fieberhaft, schwankt zwischen Günter Grass und Günter Netzer. Auch Gerd Delling und Afred Hitchcock kommen zur Sprache. Wilhelm Busch, so die erlösende Antwort.
Schiller? War der das nicht mit dem Fausthandschuh? Enttäuschtes Augenverdrehen.Zweites Leben und Passantenjoker weg. Noch 200 Meter bis zum Ziel.
Letzte Frage. Jetzt gibt es was auf die Ohren.
„Eins, zwei, drei, vier Eckstein ... „ ertönt es aus den Lautsprechern.
In den Bengel kommt Leben, ein verzücktes Lächeln huscht über sein clerasilresistentes Gesicht. Er beginnt ekstatisch zu zucken und zeigt beim Mitsingen sowohl große Textsicherheit als auch fundierte mathematische Kenntnisse. Ja, da macht ihm so schnell keiner was vor, da ist er Experte!
„Fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn ...!“
Von wem ist wohl diese anmutige Weise?
Ein kurzes Stammeln, dann dringt ein „Umpf“ über seine gepiercten Lippen.
Richtig! Und schon ist das Ziel erreicht. 150 Euro wechseln den Besitzer.
Masterfrage? „Ne, dann is nacher alles weg!“
Der Moderator gratuliert und wischt sich verstohlen den Schweiß von seinem gequälten Lächeln.
Die glücklichen Gewinner ziehen jubelnd von dannen.
Sie hatten es schon immer gewusst.
Bildung zahlt sich irgendwann aus.

Montag, 23. Juni 2008

LeBron James' Affront gegen die chinesische Nationalwürde

Der populäre US-Basketballspieler LeBron James, oder besser ein Nike-Werbespot, in dem er zu sehen ist, hat es fertiggebracht, von der chinesischen Staatsbehörde für Radio, Film und Fernsehen verboten zu werden. Nun ist es nicht neu, dass in China die Medien zensiert werden, und überall auf der Welt werden Werbekampagnen etwa wegen missverständlichen oder sexistischen Motiven nicht zugelassen, aber dieser Fall ist doch besonders:

Teils real gefilmt, teils gezeichnet setzt sich der NBA-Star in dem wirklich hübsch gemachten Filmchen gegen Drachen, Geister und Kongfu-Meister durch, die ihn, jeweils ein Laster des Profibasketballs symbolisierend, vor dem Korb herausfordern.
Und genau da geht natürlich nicht an.
Schließlich ist die Behauptung, tradtionelle chinesische Sagenfiguren und Wahrzeichen wären Luschen im Streetball, ein "Affront gegen die chinesische Staatswürde".
Der Spot wurde nicht gesendet und Nike kam im Büßergewand mit einem Entschuldigungsschreiben in einigen chinesischen Zeitungen zu Kreuze gekrochen.

Gespannt darf man sein, wie tief die Empörung ausfällt, wenn bei den Olympischen Spielen nicht nur irgendwelche kitschigen Hirngespinste, sondern das chinesische Nationalteam abgewatscht wird.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Das Leben ist Limonade.

Alle Jahre wieder geht das Gerangel um den "Sommerhit des Jahres" los, und jeder, der sich für in der Lage hält, Schnappsleichen am Ballermann und desillusionierte Mittdreißiger im Feierabendverkehr mit möglichst kunstfreier Einfachstmusik zu begeistern, darf sich dem lustigen Tanz um das Goldene Kalb anschließen. Ziemlich im Vorteil ist man dabei, wenn man von einem Fernsehsender produziert beziehungsweise beworben wird. Das geschieht dann üblicherweise in Form von als "Musiktipps" getarnter Werbung, in der das Werk des jeweiligen Schützlings in in beinahe faschistoider Manier als "der Sommerhit des Jahres" bekanntgegeben wird.

Hier beschäftigt uns der momentane Favorit von Pro7, eine Vierercombo mit den Mitgliedern Sascha Pierro, Christian Flebs, Dominik Decker und Marco Heggen aus Hannover.

Steht also der generationenübergreifende Durchbruch der Kastelruther Spatzen bevor?

Nein, denn diese allzu entlarvenden Namen verstecken sich in der Poplandschaft hinter dem Pseudonym Marquess, was sich für den Deutschen Michel ungefähr so spanisch anhört wie Torero oder Sangria. Damit wäre die Illusion fast perfekt und man könnte sich dieses "original spanische Kulturgut" noch Jahre lang jede halbe Stunde im Radio anhören, ohne Verdacht zu schöpfen, würd das Quartett aus Niedersachsen nicht so einen haarsträubenden Mist von sich geben.
Schon vorherige "Hits" wie Vayamos Compañeros und La Histeria hören sich so gleich an, dass man die Refrains übereinandersingen kann (ehrlich, probierts auf Youtube aus), rangieren auf dem sprachlichen Nivea eines Reisewörterbuchs und offenbaren Spanischfähigkeiten, das einen glauben macht, Sänger Sascha Pierro habe bei der Ferrero-Italienischlehrerin ("La bocca, der Mund!") gelernt.
Das sage ich nicht nur so, sondern ich habe habe via Muchobene einen waschechten Spanier auf das neueste Machwerk Marquess' angesetzt, La Vida es Limonada - Das Leben ist Limonade.
Zitat Alisterio: "To someone from spain, this sounds like idiocity."

Scheint also als müsse man auch weiterhin öfters den Radiosender wechseln und die Liste mit den Meerschweinchen, die nicht aus dem Meer kommen, dem Leberkäse, der weder aus Leber noch aus Käse ist erweitern um Marquess, die eben Null mit Spanien zu tun haben.



Noch ausdrücklich gedankt sei alisterio von sk8parx aus Spanien, der mir wie oben erwähnt bei der Übersetzung und Einordnung des Liedtitels behilflich war.

Schweizer TV-Sender vertut sich bei Deutscher Nationalhymne

Wie ARD und ZDF bietet auch der Schweizer Fernsehsender SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) während der Übertragung der Nationalhymnen vor den Europameisterschaftsspielen im Videotext einen Service an, der die gerade gespielte Hymne untertitelt.

Vor dem Spiel Deutschland gegen Österreich jedoch erschienen, wo eigentlich "Einigkeit und Recht und Freiheit..." zu lesen hätte sein sollen, die Worte "Deutschland, Deutschland über alles!" und auch die restliche erste Strophe des Deutschlandliedes von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, die seit ihrer Benutzung durch die Nationalsozialisten während des Dritten Reiches nicht mehr verwendet wird und der weniger expansiv klingenden dritten Strophe Platz machen musste.
Eine Entwicklung, die den zwei zuständigen jungen Redakteurinnen wohl entgangen sein musste, als sie die falschen Strophen (laut N24) von irgendeiner Website kopierten.

Erstaunlich dabei ist nicht zuletzt, dass die Recherche zu "Deutsche Nationalhymne" bei Wikipedia nur die korrekte dritte Strophe ergeben hätte und man also schon nach "Deutschlandlied" hätte suchen müssen, um derart fehlgeleitet zu werden.

Vermutlich muss man sich aber sowieso eher für diese ungewollt erzwungene Auffrischung des kollektiven Geschichtsbewusstseins bedanken.

Dienstag, 17. Juni 2008

Die Top 10 der Gründe, warum Galileo weggehört.

Das Zusammenschnippseln von alten Beiträgen zu grenzdebilen Top 7-Listen scheint von den Galileo-Redakteuren schon vor einiger Zeit zum Königsweg des Wissensjournalismus erkoren worden zu sein.

Wir schlagen sie mit den eigenen Waffen in unseren...

Top 10 der Gründe, warum Galileo weggehört.

[Man stelle sich zwischen den einzelnen Gründen jeweils eine grottenschlecht gemachte 3D-Animation vor.]

10. Der gnadenlose Qualitätsverfall. Auch wenn das aus heutiger Sicht kaum zu glauben ist, war Galileo einst eine helle Fackel des modernen Bildungsfernsehns in der stockfinsteren Nacht des Privatfernsehens. Tatsächlich erhielt Moderator Aiman Abdallah zusammen mit Produzentin Susanne Wiesner den Bayrischen Fernsehpreis 2001 für das noch junge Galileo. Sogar in der für eine Fernsehsendung beachtlichen Zeitspanne von sieben Jahren ist ein solcher Verlust sämtlichen Wertes und der kompletten Seriösität kaum zu fassen. Man hätte sich ein Ende mit Schrecken anstelle des Schreckens ohne Ende gewünscht, den Pro7 ja mittlerweile schon ganze 60 Minuten lang täglich verbreitet.

9. Futurama. Das im Vergleich zu den Simpsons ziemlich unverbrauchte Futurama gehört zurück in die Prime Time, somit wäre Ersatz für Galileo vorhanden. Und sogar Doktor Zoidberg hat mehr wissenschaftliche Kompetenz in seinem linken Schnauzententakel als man in einer Jahresstaffel Galileo finden wird.

8. Galileo Mystery. Gibt es Werwölfe? Nein. Gibt es echte "Mentalisten"? Nein. Kann man durch Hypnose Menschen geistig in ein früheres Leben zurückversetzen? Nein. Das alles sind Fragen, die einmal gestellt und beantwortet werden müssen. Man muss aber dazwischen keine vierzig Minuten kaputtschlagen indem man konspirativ durch mit ebenso konspirativ grünlich leuchtenden LCD-Bildschirmen vollgehängte fingierte Besprechungsräume schleicht und dort Besprechungen mit mutmaßlichen Mitgliedern der Internationalen Vereinigung der Gespensterseher und anderer Irrer nachstellt oder irgendwo in Frankreich nach Burgen sucht, die auf die Beschreibung "rund, mit dicken Mauern und nem großen Tor" passen. Das einzige Handfeste Ergebnis, das Abdallah und Konsorten meines Wissens nach zu Tage gefordert haben ist die "Entdeckung" des Grabes eines römischen Legionärs, der dem Namen nach das Kernchen Wahrheit in der Arthussage gewesen sein könnte. Das war in der ersten der bisher 45 Folgen.


7. Das Galileo Experiment. Inspiration ist das eine, aber aus der zur Tatzeit wirklich populären VIVA-Show (mittlerweile DMAX) Braniac einfach das komplette Konzept zu stehlen und mit einem kaum veränderten Logo (siehe rechts) und ans Identische grenzenden Experimenten als eigene Rubrik auszustrahlen macht einen merkwürdigen Eindruck.

6. CO2ntra. Gegen Engagement zum Einsparen von Kohlenstoffdioxid ist grundsätzlich nichts zu sagen, und wir schalten auch gerne jederzeit wieder das Licht für fünf Minuten aus, aber wenn Galileo den darauffolgenden Beitrag dann damit zubringt, Wohnwägen oder Vergleichbares in die Luft zu sprengen, hat der Pro7-Klimaschutz ein Glaubwürdigkeitsproblem.

5. Möpse und Ärsche. Mit der Zeit, die uns Galileo nun schon vergönnt ist, nimmt interessanterweise nicht nur das Niveau ab, sondern auch die Zahl der nicht ganz so jugendfreien Beiträge zu. Ausführliche Tests verschiedener Stringtangamodelle, Rankings der erotischsten Kleidungstücke, Studien über die subjektive Wahrnehmnung der Beinlänge beim Tragen von Hotpants oder Miniröcken im Vergleich oder Dokumentationen über Airbrushkunst auf weiblichen Körpern sind mittlerweile ein ebenso elementarer Bestandteil von Galileo wie ein gewisser Homer J. in der jeweils zuvor ausgestrahlten Sendung. Ein erschreckend plumpes Mittel gegen den Mangel an wissenschaftlichen Inhalten.

4. Jumbo Schreiner. Er sucht den weltgrößten Döner, die Weltgrößte Pizza, das weltgrößte Schnitzel. Die Folge über das weltgrößte zusammenhängende Stück Fleisch wird er sich sparen können. Während im Deutschen Bundestag Grabenkämpfe über das Für und Wider deutlicherer Inhaltskennzeichnungen auf Lebensmittelverpackungen ausgeochten werden und in Dafur Kinder verhungern, bringt dieser Ausnahmejournalist dem Durchschnittsdeutschen die existenzielle Erkenntnis näher, dass es immer eine noch größere Version eines Gerichtes gibt, die man sich auch noch irgendwie zwischen Kaffeetrinken und Abendessen reindrücken kann.

3. Lauthals polternde Schleichwerbung. Wie einst Die Sendung mit der Maus berichtet auch Galileo regelmäßig über die Produktion beliebter Alltagsgüter. Regelmäßig heißt im Fall Galileos so ziemlich in jedem zweiten Beitrag. Scheinheilig kündigt der Moderator noch "Einblicke in eine große deutsche Soundso-Firma" an, nur um dann im Beitrag deutlich erkennbare Verpackungen der jeweiligen Marke oder das Markenzeichen auf der Mütze des befragten Produktionsleiter zu zeigen. Dann wird auch gerne mal in der Fußgängerzone herumgefragt, ob die neuartigen fettarmen Chips wirklich von den herkömmlichen geschmacklich abfallen. Natürlich, O Wunder, tun sie das nicht.
Gerne wird auch die Einweisung neuer Arbeitskräfte in die hervorragend hygienischen und auf Äußerste auf frische bedachte Sandwichbelegungsabläufe in einer deutschen Sandwichkette, die Poster mit dem Aufdruck "Subway" im Restaurant hängen hat, begleitet. Interessant hierbei ist, dass laut Wikipedia nicht ganz so klangvolle Ingredienzien wie Konservierungsstoffe und genveränderte Zutaten in der Regel als "kleine Geheimnisse des Herstellers" unter den Teppich gekehrt würden. Auch aktuell diskutierte Aspekte wie Verbraucherschutz oder Gesundheitsgefahren würden ausgeblendet.
Und wer nach alldem noch nicht weiss, wem er seine Euronen abzutreten hat, der darf sich auch gerne noch den Gartengrilltest anschauen, bei dem eine markterschöpfende Anzahl von sage-und-schreibe drei verschiedenen Modellen getestet wird.

2. Top 7-Listen. Dieses merkwürdige Einspielerformat scheint aus Gründen, über die man nur mutmaßen kann, den Galileo-Redakteuren nicht nur in seiner Erbärmlichkeit zu entgehen, es macht mittlerweile sogar einen großen Teil der Beiträge in der Sendung aus. Vermutlich handelt es sich bei der Redaktion aber um einen Haufen derart abgestumpfter Existenzen, dass ihnen die Bequemlichkeit, die solche Beiträge bieten, ihre journalistische Würde mehr als wert ist. Deswegen bekommt man als Zuschauer dann die oft nicht mal logisch angeordnete und weit von Vollständigkeit und Sinnhaftigkeit entfernte Auflistung von dem, was grob unter ein bestimmtes Thema passt, schon von älteren Beiträgen im Archiv vorhanden ist und am besten noch nackte Körper beinhaltet. Abgetrennt wir das ganze von den immer gleichen lieblos hingeklatschten 3D-Animationen, so dass jeder holde Verdacht, die Herstellung des eben gesehenen habe womöglich mehr als 900 Sekunden in Anspruch genommen im frühesten Keim erstickt wird.

1. Die kinnladenentgleisende Sendung vom 18. Juni 2008, soweit es menschenmöglich war, sie anzugucken.
Um mit dem kleineren Übel zu beginnen: Im zweiten Beitrag wurde mal wieder gegrillt, wobei hauptsächlich Ausschnitte aus einen circa einen Monat alten Grillzubehörtest gezeigt wurden und Jever-Bier in die Kamera gehalten wurde. Aber das konnte nicht mehr so recht schrecken, nachdem zuerst mit die Top 7 der Fußballmythen folgende niemals zuvor angefochtenen Wahrheiten zerschmettert wurden:
Der Elfmeterpunkt ist elf Meter vom Tor entfernt. (Falsch: Von der Torlinie etwas weiter aussen ist er weiter entfernt.)

Das Ball ist rund. (Falsch: Wenn man auf ihn drauf tritt verformt er sich leicht.)

Das Spiel dauert 90 Minuten. (Falsch: Es gibt auch noch Nachspielzeit.)

Schiri wir wissen wo dein Auto steht! (Falsch: Galileo hat auf dem Parkplatz nachgeschaut, das Auto des Schiedsrichters war nicht zu identifizieren.)
Noch Fragen, anyone?

Montag, 16. Juni 2008

Hot or not? Die ersten vier "The Tudors"-Folgen

Heinrich VIII. von England hatte einiges, für das er der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist. Zu nennen wären da zum Beispiel sechs aufeinanderfolgende Ehefrauen, eine selbstgegründete Konfession und, seinem Ruhm in den heutigen Tagen besonders zuträglich, seit kurzem auch eine eigene US-Fernsehserie. The Tudors (deutscher Titel: Die Tudors - Mätresse des Königs) läuft seit einem Jahr erfolgreich in den USA und seit zwei Wochen bei uns auf Pro7. Ich hab mir die ersten vier Folgen schonmal in der englischen Originalfassung zu Gemüte geführt, um den gemeinen Pro7-Schauer vor eventuellen intelektuellen Enthauptungen im vorhinein zu warnen.

Schon der erste Trailer auf Pro7 machte eigentlich einen ziemlich guten Eindruck. Wenn man gütig absieht von dem dämlich-reisserischen deutschen Titel (wenngleich selbiger das Mischverhältnis der Themen famliliäre Machtpolitik / Sex in der Serie ziemlich gut wiederspiegelt). Grammatikalisch schon mehr als fragwürdig - sinnvoll wäre eher "Die Tudors - Mätressen des Königs", ist er inhaltlich schlichtweg falsch. Die Tudors stellten die damalige königliche Familie und nicht die Mätressen.

Von diesen Unstimmigkeiten leicht irritiert springt einem sofort die, mit Ausnahme der etwas schwachen CGI-Schlösser, ungemein entschädigende visuelle Aufmachung ins Auge, denn The Tudors geht bei Kostümen und Requisite einen Weg abseits der abgelatschten Klischeedarstellung des Mittelalters à la Ritter aus Leidenschaft. Interessanterweise resultieren provisorisch Schlösser aus Holzgerüsten und Stofffassaden und Aufnahmen vom Hofstaat beim mitteralterlichen Hallentennis in einem unwillkürlichen Anstieg des gefühlten Realismusgrades. Überhaupt bewegt die Serie die Darstellung des Lebens am Hofe weg von der neuzeitlichen Idealvorstellung von langbärtigen Mittfünfzigern mit Hauptaugenmerk auf politischen Grundsatzentscheidungen hin zu einem verdammt glaubhaften Pack von Durchschnittsmenschen mit Eigeninteressen und einem König, der eigentlich nur entscheiden muss, wie sein Tagesablauf zwischen dem Deligieren von Aufgaben auf andere, dem reinen Zeitvertreib mittels Jagd, Sport, Festen und Hofdamen und schließlich dem aus seinem übergroßen Ego resuliterenden Geltungsdrang aufzuteilen ist. Wie ein roter Faden zieht sich das Erkenntnis durch die Story, dass zwar alles machen, was der König wünscht, er sich aber stets wünscht, was die anderen ihm enpfehlen.

Das vordergründige Geschehen hält sich bei Inanspruchnahme einiger künstlerischer Freiheit an die bekannten geschichtlichen Ereignisse, wobei Details (laut Wikipedia) angepasst wurden und die Chronologie der Ereignisse teils verschoben wurde, um in den Plot und die Logik der Serie zu passen, die zwischen den einzelnen Folgen den Abstand eines Jahres in der Geschichte vorsieht. Damit disqualifiert sich The Tudors als Grundlage für eine Geschichtshausarbeit, taugt aber gut als Einblick in die feudale Hofgesellschaft, wobei der gröbste historische Fehler das perfekte Aussehen sämlicher Charaktere sein dürfte. Die Unumgänglichkeit einer Anne Boleyn alias Nathalie Dormer zum Beispiel ist durchaus nachvollziehbar, was man von der historischen Person, wie sie auf Gemälden zu sehen ist, nicht in der Form behaupten kann.

Überhaupt sind die gute Anne und ihre Nebenbuhlerinnen ein essentieller Part der Sendung, und zwar auch ausserhalb ihrer historischen Rollen. Auf gut Deutsch wird ziemlich viel gevögelt, was ich trotz meines Interesses für seriöse Geschichte nicht unbedingt als Manko der Serie werten würde.

Genauso wenig zu meckern gibt es über die anderen Personen im Umfeld des Königs. Der nur opportunistische Berater Kardinal Wosley, dem jeder Verbündete auf seinem Weg zu Heiligen Stuhl recht ist, der idealistischer Lehrer, der bedauernd mit ansehen muss, wie seine humanistische Schule im Angesicht machtpolitischer Entscheidungen ein ums andere Mal von Heinrich in den Wind geschlagen wird oder der Botschafter Thomas Boleyn, der sich vorallem für die Verkupplung einer seiner Töchter mit dem Monarchen interessiert.

Diese Aspekte zusammen, der historische Plot um die irre Biografie eines nachvollziehbaren Heinrich VIII. mitsamt seines Umfelds und die geschickte Auskleidung der Episoden mit Intrigen, Bettgeschichten und Selbststudien der königlichen Psyche haben mich, zugegebenermaßen Mittelalterfan, die ersten vier Folgen The Tudors gut unterhalten und werden das bestimmt noch ein paar weitere Folgen lang tun. Mögen was Storytelling et cetera angeht auch echte Innovationen fehlen, dürfte das unverbrauchte Thema durchaus einen Blick wert sein.

Die Tudors - Mätresse des Königs läuft Samstags um 20:15 Uhr auf Pro7.

Als Rahmenprogramm empfehlen wir Medieval 2: Total War zu spielen und das Lied Viva la Vida von Coldplay dauerzuschleifen:

"I used to roll the dice
Feel the fear in my enemy's eyes
Listen as the crowd would sing:
'Now the old king is dead! Long live the king!'"


Max sagt: HOT!

Donnerstag, 12. Juni 2008

Kreative Werbung

Werbung ist das, was bunt und mit großen Lettern bedruckt aus dem Briefkasten flattert (okay das könnte auch die BILD sein) oder alle 15 Minuten die Spaß beim Samstagabendfilm versaut. Womit man die landläufige Popularität von Werbung gefahrlos irgendwo zwischen schwer unbeliebt und abgrundtief verhasst einordnen kann. Zumal den Gros der Werbestrategen die chinesische Wasserfolter näher scheint als mit kreativem Charme verbundene Methoden.
Hier zwei besonders gelungene Beweise dafür, dass es auch anders geht:



Reklame einer Fitnessstudiokette in der New Yorker U-Bahn.




Werbung für einen Kleinwagen in Zürich.


Eine ausführlichere Sammlung gibt es auf hemmy.net.

In eigener Sache: Namenswechsel

Auf Anregung meines Bruders habe ich den Titel des Blogs probeweise in "Medienbulimie" geändert, da dieser Name vielleicht ein wenig besser den Inhalt auf den Punkt bringt. Ob Euch "Zynikeria" besser gefallen hat oder wenn Ihr eigene Vorschläge habt, dann schreibt Comments!
Selbiges gilt für die Layoutänderungen.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Moms gone Wild: Tokio Hotel



Taff kann man mögen oder nicht. Tokio Hotel kann man mögen oder nicht. Der Gegenstand dieser Story ist aber sowas von jenseits von Gut und Böse, dass die gewohnte Masche mit Ignorieren und Nicht-drüber-reden grob fahrlässig gegenüber jedem wäre, der gerne mal auf dem Boden liegend lacht oder wahlweise über den Zustand der Gesellschaft heult.
Ich bin mir bewusst, dass die Nummer hier fast schon zu irre ist um nicht gestellt zu sein. Sie lief zuerst bei RTLs "Mitten im Leben" (Zitat von Stefan Raab: "Könnte genauso gut auch 'Tief in der Scheisse' heissen"), wovon leider keine Aufzeichnung aufzutreiben ist, und danach bei taff auf Pro7. So oder so ist es vermutlich unter dem unfreiwillig unterhaltsamsten, das in letzter Zeit in Deutschland gesendet wurde. Enjoy.


Link: Die RTL-Story bei TV Total (Youtube)

Stolz wie Riedls.

(gefunden auf der Rückseite irgendeiner jüngeren "stern"-Ausgabe)

Lustiges Quiz zum Auftakt: Was passiert als nächstes?

a) Frau lässt Flasche los, Flasche fällt, gehalten vom Seil und zerschellt mit großem Tamtam an der Hauswand.

b) Frau lässt Flasche nicht los, weil man sich in der letzten Sekunde doch noch auf gemeinsame Zweifel darüber einigt, ob man seinem neuen Haus denn unbedingt gleich eine Flasche Sekt in den Putz jagen muss.

c) Frau lässt nach halbherzigem Abschütteln aller reinigungstechnischen Bedenken Flasche doch los, Flasche fällt, schlägt zwei Meter hinter dem glücklichen Paar auf dem Rasen auf und kullert noch nen Meter, weil

das verdammte Seil gut anderthalb mal so lang ist wie die Stelle hoch, an der es angebunden wurde.


Vorneweg: Notizen zum Blog selbst

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen. Ein Blog. Oft genug fasziniert mich eine Idee oder ein Format für eine Website so sehr, dass ich versuche die ersten (und dann zugleich letzten) Schritte zu gehen ohne mir über den konkreten Inhalt des Projekts im Klaren zu sein. In diesen Fällen erreicht der sprichwörtliche Berg den Propheten dann auch selten.
Bei diesem Blog verhält es sich ausnahmsweise andersherum, nämlich dahingehend, dass ich den Inhalt, der hier in Kürze die Seiten füllen soll, stetig von mir gebe und die Idee, diesen nicht ausgesprochen zu lassen sondern aufzuschreiben und zu veröffentlichen, ist nahe liegend und vermutlich in ähnlicher Form für die Entstehung der meisten heutigen Religionen verantwortlich.

Mit dem Thema Sprachwahl bleiben wir beim Augenfälligen. Ich hätte gerne einen englischsprachigen Blog begonnen, dem immens größeren Publikums wegen, aber wer über Themen aus dem deutschen Alltag schreiben will, für den ist dieses Publikum ohnehin ziemlich verloren.

Drittens seien noch ein paar Sätze zum Layout geschrieben. Ich war bisher noch kein großartiger Blog-Leser, weshalb ich die Wirkung des Standartdesigns auf das erfahrenere Auge nich recht einschätzen kann. Persönlich finde ich es angenehm schlicht und jeder, dem es allzu sehr missfällt darf sich gerne melden und beschweren.


Wiederum habe ich nicht viel über die inhaltlichen Schwerpunkte des Blogs geschrieben, vor allem weil ich selbst lieber warten und sie sich entwickeln sehen will. Auch wenn der Rahmen eher provisorisch wirkt - was auch seinen Charme hat - habe ich ein gutes Gefühl bei der Sache, auch weil ich glaube jetzt schon viel zu schreiben zu haben.
Morgen werde ich versuchen mit ein bisschen Farbe das Todesanzeigenflair ein wenig einzudämmen.

Zynikeria hiermit eröffnet!

Willkommen und hereingeschneit in die Zynikeria, dem Kratzbaum für meine rhetorischen Krallen, der Kloschüssel für meine Medienbulimie.

Angesichts des Ausmaßes der Wikipedia-Recherche, die schon die korrekte Formulierung des ersten Satzes erfordert hat, werde ich das inhaltliche Niveau wohl etwas herunterschrauben müssen.
Aber da die spontansten Ideen und Unternehmungen interessanterweise nicht selten die besten zu sein scheinen, besteht vielleicht auch für diesen Blog die Hoffnung auf ein etwas längeres Bestehen als die durchschnittlichen drei bis sieben Tage vergleichbarer Projekte unter meiner Federführung.

Hoffen wir das Beste!