Dienstag, 17. Juni 2008

Die Top 10 der Gründe, warum Galileo weggehört.

Das Zusammenschnippseln von alten Beiträgen zu grenzdebilen Top 7-Listen scheint von den Galileo-Redakteuren schon vor einiger Zeit zum Königsweg des Wissensjournalismus erkoren worden zu sein.

Wir schlagen sie mit den eigenen Waffen in unseren...

Top 10 der Gründe, warum Galileo weggehört.

[Man stelle sich zwischen den einzelnen Gründen jeweils eine grottenschlecht gemachte 3D-Animation vor.]

10. Der gnadenlose Qualitätsverfall. Auch wenn das aus heutiger Sicht kaum zu glauben ist, war Galileo einst eine helle Fackel des modernen Bildungsfernsehns in der stockfinsteren Nacht des Privatfernsehens. Tatsächlich erhielt Moderator Aiman Abdallah zusammen mit Produzentin Susanne Wiesner den Bayrischen Fernsehpreis 2001 für das noch junge Galileo. Sogar in der für eine Fernsehsendung beachtlichen Zeitspanne von sieben Jahren ist ein solcher Verlust sämtlichen Wertes und der kompletten Seriösität kaum zu fassen. Man hätte sich ein Ende mit Schrecken anstelle des Schreckens ohne Ende gewünscht, den Pro7 ja mittlerweile schon ganze 60 Minuten lang täglich verbreitet.

9. Futurama. Das im Vergleich zu den Simpsons ziemlich unverbrauchte Futurama gehört zurück in die Prime Time, somit wäre Ersatz für Galileo vorhanden. Und sogar Doktor Zoidberg hat mehr wissenschaftliche Kompetenz in seinem linken Schnauzententakel als man in einer Jahresstaffel Galileo finden wird.

8. Galileo Mystery. Gibt es Werwölfe? Nein. Gibt es echte "Mentalisten"? Nein. Kann man durch Hypnose Menschen geistig in ein früheres Leben zurückversetzen? Nein. Das alles sind Fragen, die einmal gestellt und beantwortet werden müssen. Man muss aber dazwischen keine vierzig Minuten kaputtschlagen indem man konspirativ durch mit ebenso konspirativ grünlich leuchtenden LCD-Bildschirmen vollgehängte fingierte Besprechungsräume schleicht und dort Besprechungen mit mutmaßlichen Mitgliedern der Internationalen Vereinigung der Gespensterseher und anderer Irrer nachstellt oder irgendwo in Frankreich nach Burgen sucht, die auf die Beschreibung "rund, mit dicken Mauern und nem großen Tor" passen. Das einzige Handfeste Ergebnis, das Abdallah und Konsorten meines Wissens nach zu Tage gefordert haben ist die "Entdeckung" des Grabes eines römischen Legionärs, der dem Namen nach das Kernchen Wahrheit in der Arthussage gewesen sein könnte. Das war in der ersten der bisher 45 Folgen.


7. Das Galileo Experiment. Inspiration ist das eine, aber aus der zur Tatzeit wirklich populären VIVA-Show (mittlerweile DMAX) Braniac einfach das komplette Konzept zu stehlen und mit einem kaum veränderten Logo (siehe rechts) und ans Identische grenzenden Experimenten als eigene Rubrik auszustrahlen macht einen merkwürdigen Eindruck.

6. CO2ntra. Gegen Engagement zum Einsparen von Kohlenstoffdioxid ist grundsätzlich nichts zu sagen, und wir schalten auch gerne jederzeit wieder das Licht für fünf Minuten aus, aber wenn Galileo den darauffolgenden Beitrag dann damit zubringt, Wohnwägen oder Vergleichbares in die Luft zu sprengen, hat der Pro7-Klimaschutz ein Glaubwürdigkeitsproblem.

5. Möpse und Ärsche. Mit der Zeit, die uns Galileo nun schon vergönnt ist, nimmt interessanterweise nicht nur das Niveau ab, sondern auch die Zahl der nicht ganz so jugendfreien Beiträge zu. Ausführliche Tests verschiedener Stringtangamodelle, Rankings der erotischsten Kleidungstücke, Studien über die subjektive Wahrnehmnung der Beinlänge beim Tragen von Hotpants oder Miniröcken im Vergleich oder Dokumentationen über Airbrushkunst auf weiblichen Körpern sind mittlerweile ein ebenso elementarer Bestandteil von Galileo wie ein gewisser Homer J. in der jeweils zuvor ausgestrahlten Sendung. Ein erschreckend plumpes Mittel gegen den Mangel an wissenschaftlichen Inhalten.

4. Jumbo Schreiner. Er sucht den weltgrößten Döner, die Weltgrößte Pizza, das weltgrößte Schnitzel. Die Folge über das weltgrößte zusammenhängende Stück Fleisch wird er sich sparen können. Während im Deutschen Bundestag Grabenkämpfe über das Für und Wider deutlicherer Inhaltskennzeichnungen auf Lebensmittelverpackungen ausgeochten werden und in Dafur Kinder verhungern, bringt dieser Ausnahmejournalist dem Durchschnittsdeutschen die existenzielle Erkenntnis näher, dass es immer eine noch größere Version eines Gerichtes gibt, die man sich auch noch irgendwie zwischen Kaffeetrinken und Abendessen reindrücken kann.

3. Lauthals polternde Schleichwerbung. Wie einst Die Sendung mit der Maus berichtet auch Galileo regelmäßig über die Produktion beliebter Alltagsgüter. Regelmäßig heißt im Fall Galileos so ziemlich in jedem zweiten Beitrag. Scheinheilig kündigt der Moderator noch "Einblicke in eine große deutsche Soundso-Firma" an, nur um dann im Beitrag deutlich erkennbare Verpackungen der jeweiligen Marke oder das Markenzeichen auf der Mütze des befragten Produktionsleiter zu zeigen. Dann wird auch gerne mal in der Fußgängerzone herumgefragt, ob die neuartigen fettarmen Chips wirklich von den herkömmlichen geschmacklich abfallen. Natürlich, O Wunder, tun sie das nicht.
Gerne wird auch die Einweisung neuer Arbeitskräfte in die hervorragend hygienischen und auf Äußerste auf frische bedachte Sandwichbelegungsabläufe in einer deutschen Sandwichkette, die Poster mit dem Aufdruck "Subway" im Restaurant hängen hat, begleitet. Interessant hierbei ist, dass laut Wikipedia nicht ganz so klangvolle Ingredienzien wie Konservierungsstoffe und genveränderte Zutaten in der Regel als "kleine Geheimnisse des Herstellers" unter den Teppich gekehrt würden. Auch aktuell diskutierte Aspekte wie Verbraucherschutz oder Gesundheitsgefahren würden ausgeblendet.
Und wer nach alldem noch nicht weiss, wem er seine Euronen abzutreten hat, der darf sich auch gerne noch den Gartengrilltest anschauen, bei dem eine markterschöpfende Anzahl von sage-und-schreibe drei verschiedenen Modellen getestet wird.

2. Top 7-Listen. Dieses merkwürdige Einspielerformat scheint aus Gründen, über die man nur mutmaßen kann, den Galileo-Redakteuren nicht nur in seiner Erbärmlichkeit zu entgehen, es macht mittlerweile sogar einen großen Teil der Beiträge in der Sendung aus. Vermutlich handelt es sich bei der Redaktion aber um einen Haufen derart abgestumpfter Existenzen, dass ihnen die Bequemlichkeit, die solche Beiträge bieten, ihre journalistische Würde mehr als wert ist. Deswegen bekommt man als Zuschauer dann die oft nicht mal logisch angeordnete und weit von Vollständigkeit und Sinnhaftigkeit entfernte Auflistung von dem, was grob unter ein bestimmtes Thema passt, schon von älteren Beiträgen im Archiv vorhanden ist und am besten noch nackte Körper beinhaltet. Abgetrennt wir das ganze von den immer gleichen lieblos hingeklatschten 3D-Animationen, so dass jeder holde Verdacht, die Herstellung des eben gesehenen habe womöglich mehr als 900 Sekunden in Anspruch genommen im frühesten Keim erstickt wird.

1. Die kinnladenentgleisende Sendung vom 18. Juni 2008, soweit es menschenmöglich war, sie anzugucken.
Um mit dem kleineren Übel zu beginnen: Im zweiten Beitrag wurde mal wieder gegrillt, wobei hauptsächlich Ausschnitte aus einen circa einen Monat alten Grillzubehörtest gezeigt wurden und Jever-Bier in die Kamera gehalten wurde. Aber das konnte nicht mehr so recht schrecken, nachdem zuerst mit die Top 7 der Fußballmythen folgende niemals zuvor angefochtenen Wahrheiten zerschmettert wurden:
Der Elfmeterpunkt ist elf Meter vom Tor entfernt. (Falsch: Von der Torlinie etwas weiter aussen ist er weiter entfernt.)

Das Ball ist rund. (Falsch: Wenn man auf ihn drauf tritt verformt er sich leicht.)

Das Spiel dauert 90 Minuten. (Falsch: Es gibt auch noch Nachspielzeit.)

Schiri wir wissen wo dein Auto steht! (Falsch: Galileo hat auf dem Parkplatz nachgeschaut, das Auto des Schiedsrichters war nicht zu identifizieren.)
Noch Fragen, anyone?

2 Kommentare:

  1. Eine einfache Lösung ist es auch, einfach gar kein Fernsehen mehr zu schauen. Läuft eh nur Rotz.

    Achja, ich hasse dieses Kommentarformular.

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  2. Kann dir nur zustimmen, Galileo ist der letzte Müll geworden!

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Danke für Deine Meinung!