Montag, 23. Juni 2008

LeBron James' Affront gegen die chinesische Nationalwürde

Der populäre US-Basketballspieler LeBron James, oder besser ein Nike-Werbespot, in dem er zu sehen ist, hat es fertiggebracht, von der chinesischen Staatsbehörde für Radio, Film und Fernsehen verboten zu werden. Nun ist es nicht neu, dass in China die Medien zensiert werden, und überall auf der Welt werden Werbekampagnen etwa wegen missverständlichen oder sexistischen Motiven nicht zugelassen, aber dieser Fall ist doch besonders:

Teils real gefilmt, teils gezeichnet setzt sich der NBA-Star in dem wirklich hübsch gemachten Filmchen gegen Drachen, Geister und Kongfu-Meister durch, die ihn, jeweils ein Laster des Profibasketballs symbolisierend, vor dem Korb herausfordern.
Und genau da geht natürlich nicht an.
Schließlich ist die Behauptung, tradtionelle chinesische Sagenfiguren und Wahrzeichen wären Luschen im Streetball, ein "Affront gegen die chinesische Staatswürde".
Der Spot wurde nicht gesendet und Nike kam im Büßergewand mit einem Entschuldigungsschreiben in einigen chinesischen Zeitungen zu Kreuze gekrochen.

Gespannt darf man sein, wie tief die Empörung ausfällt, wenn bei den Olympischen Spielen nicht nur irgendwelche kitschigen Hirngespinste, sondern das chinesische Nationalteam abgewatscht wird.

Donnerstag, 19. Juni 2008

Das Leben ist Limonade.

Alle Jahre wieder geht das Gerangel um den "Sommerhit des Jahres" los, und jeder, der sich für in der Lage hält, Schnappsleichen am Ballermann und desillusionierte Mittdreißiger im Feierabendverkehr mit möglichst kunstfreier Einfachstmusik zu begeistern, darf sich dem lustigen Tanz um das Goldene Kalb anschließen. Ziemlich im Vorteil ist man dabei, wenn man von einem Fernsehsender produziert beziehungsweise beworben wird. Das geschieht dann üblicherweise in Form von als "Musiktipps" getarnter Werbung, in der das Werk des jeweiligen Schützlings in in beinahe faschistoider Manier als "der Sommerhit des Jahres" bekanntgegeben wird.

Hier beschäftigt uns der momentane Favorit von Pro7, eine Vierercombo mit den Mitgliedern Sascha Pierro, Christian Flebs, Dominik Decker und Marco Heggen aus Hannover.

Steht also der generationenübergreifende Durchbruch der Kastelruther Spatzen bevor?

Nein, denn diese allzu entlarvenden Namen verstecken sich in der Poplandschaft hinter dem Pseudonym Marquess, was sich für den Deutschen Michel ungefähr so spanisch anhört wie Torero oder Sangria. Damit wäre die Illusion fast perfekt und man könnte sich dieses "original spanische Kulturgut" noch Jahre lang jede halbe Stunde im Radio anhören, ohne Verdacht zu schöpfen, würd das Quartett aus Niedersachsen nicht so einen haarsträubenden Mist von sich geben.
Schon vorherige "Hits" wie Vayamos Compañeros und La Histeria hören sich so gleich an, dass man die Refrains übereinandersingen kann (ehrlich, probierts auf Youtube aus), rangieren auf dem sprachlichen Nivea eines Reisewörterbuchs und offenbaren Spanischfähigkeiten, das einen glauben macht, Sänger Sascha Pierro habe bei der Ferrero-Italienischlehrerin ("La bocca, der Mund!") gelernt.
Das sage ich nicht nur so, sondern ich habe habe via Muchobene einen waschechten Spanier auf das neueste Machwerk Marquess' angesetzt, La Vida es Limonada - Das Leben ist Limonade.
Zitat Alisterio: "To someone from spain, this sounds like idiocity."

Scheint also als müsse man auch weiterhin öfters den Radiosender wechseln und die Liste mit den Meerschweinchen, die nicht aus dem Meer kommen, dem Leberkäse, der weder aus Leber noch aus Käse ist erweitern um Marquess, die eben Null mit Spanien zu tun haben.



Noch ausdrücklich gedankt sei alisterio von sk8parx aus Spanien, der mir wie oben erwähnt bei der Übersetzung und Einordnung des Liedtitels behilflich war.

Schweizer TV-Sender vertut sich bei Deutscher Nationalhymne

Wie ARD und ZDF bietet auch der Schweizer Fernsehsender SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) während der Übertragung der Nationalhymnen vor den Europameisterschaftsspielen im Videotext einen Service an, der die gerade gespielte Hymne untertitelt.

Vor dem Spiel Deutschland gegen Österreich jedoch erschienen, wo eigentlich "Einigkeit und Recht und Freiheit..." zu lesen hätte sein sollen, die Worte "Deutschland, Deutschland über alles!" und auch die restliche erste Strophe des Deutschlandliedes von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, die seit ihrer Benutzung durch die Nationalsozialisten während des Dritten Reiches nicht mehr verwendet wird und der weniger expansiv klingenden dritten Strophe Platz machen musste.
Eine Entwicklung, die den zwei zuständigen jungen Redakteurinnen wohl entgangen sein musste, als sie die falschen Strophen (laut N24) von irgendeiner Website kopierten.

Erstaunlich dabei ist nicht zuletzt, dass die Recherche zu "Deutsche Nationalhymne" bei Wikipedia nur die korrekte dritte Strophe ergeben hätte und man also schon nach "Deutschlandlied" hätte suchen müssen, um derart fehlgeleitet zu werden.

Vermutlich muss man sich aber sowieso eher für diese ungewollt erzwungene Auffrischung des kollektiven Geschichtsbewusstseins bedanken.

Dienstag, 17. Juni 2008

Die Top 10 der Gründe, warum Galileo weggehört.

Das Zusammenschnippseln von alten Beiträgen zu grenzdebilen Top 7-Listen scheint von den Galileo-Redakteuren schon vor einiger Zeit zum Königsweg des Wissensjournalismus erkoren worden zu sein.

Wir schlagen sie mit den eigenen Waffen in unseren...

Top 10 der Gründe, warum Galileo weggehört.

[Man stelle sich zwischen den einzelnen Gründen jeweils eine grottenschlecht gemachte 3D-Animation vor.]

10. Der gnadenlose Qualitätsverfall. Auch wenn das aus heutiger Sicht kaum zu glauben ist, war Galileo einst eine helle Fackel des modernen Bildungsfernsehns in der stockfinsteren Nacht des Privatfernsehens. Tatsächlich erhielt Moderator Aiman Abdallah zusammen mit Produzentin Susanne Wiesner den Bayrischen Fernsehpreis 2001 für das noch junge Galileo. Sogar in der für eine Fernsehsendung beachtlichen Zeitspanne von sieben Jahren ist ein solcher Verlust sämtlichen Wertes und der kompletten Seriösität kaum zu fassen. Man hätte sich ein Ende mit Schrecken anstelle des Schreckens ohne Ende gewünscht, den Pro7 ja mittlerweile schon ganze 60 Minuten lang täglich verbreitet.

9. Futurama. Das im Vergleich zu den Simpsons ziemlich unverbrauchte Futurama gehört zurück in die Prime Time, somit wäre Ersatz für Galileo vorhanden. Und sogar Doktor Zoidberg hat mehr wissenschaftliche Kompetenz in seinem linken Schnauzententakel als man in einer Jahresstaffel Galileo finden wird.

8. Galileo Mystery. Gibt es Werwölfe? Nein. Gibt es echte "Mentalisten"? Nein. Kann man durch Hypnose Menschen geistig in ein früheres Leben zurückversetzen? Nein. Das alles sind Fragen, die einmal gestellt und beantwortet werden müssen. Man muss aber dazwischen keine vierzig Minuten kaputtschlagen indem man konspirativ durch mit ebenso konspirativ grünlich leuchtenden LCD-Bildschirmen vollgehängte fingierte Besprechungsräume schleicht und dort Besprechungen mit mutmaßlichen Mitgliedern der Internationalen Vereinigung der Gespensterseher und anderer Irrer nachstellt oder irgendwo in Frankreich nach Burgen sucht, die auf die Beschreibung "rund, mit dicken Mauern und nem großen Tor" passen. Das einzige Handfeste Ergebnis, das Abdallah und Konsorten meines Wissens nach zu Tage gefordert haben ist die "Entdeckung" des Grabes eines römischen Legionärs, der dem Namen nach das Kernchen Wahrheit in der Arthussage gewesen sein könnte. Das war in der ersten der bisher 45 Folgen.


7. Das Galileo Experiment. Inspiration ist das eine, aber aus der zur Tatzeit wirklich populären VIVA-Show (mittlerweile DMAX) Braniac einfach das komplette Konzept zu stehlen und mit einem kaum veränderten Logo (siehe rechts) und ans Identische grenzenden Experimenten als eigene Rubrik auszustrahlen macht einen merkwürdigen Eindruck.

6. CO2ntra. Gegen Engagement zum Einsparen von Kohlenstoffdioxid ist grundsätzlich nichts zu sagen, und wir schalten auch gerne jederzeit wieder das Licht für fünf Minuten aus, aber wenn Galileo den darauffolgenden Beitrag dann damit zubringt, Wohnwägen oder Vergleichbares in die Luft zu sprengen, hat der Pro7-Klimaschutz ein Glaubwürdigkeitsproblem.

5. Möpse und Ärsche. Mit der Zeit, die uns Galileo nun schon vergönnt ist, nimmt interessanterweise nicht nur das Niveau ab, sondern auch die Zahl der nicht ganz so jugendfreien Beiträge zu. Ausführliche Tests verschiedener Stringtangamodelle, Rankings der erotischsten Kleidungstücke, Studien über die subjektive Wahrnehmnung der Beinlänge beim Tragen von Hotpants oder Miniröcken im Vergleich oder Dokumentationen über Airbrushkunst auf weiblichen Körpern sind mittlerweile ein ebenso elementarer Bestandteil von Galileo wie ein gewisser Homer J. in der jeweils zuvor ausgestrahlten Sendung. Ein erschreckend plumpes Mittel gegen den Mangel an wissenschaftlichen Inhalten.

4. Jumbo Schreiner. Er sucht den weltgrößten Döner, die Weltgrößte Pizza, das weltgrößte Schnitzel. Die Folge über das weltgrößte zusammenhängende Stück Fleisch wird er sich sparen können. Während im Deutschen Bundestag Grabenkämpfe über das Für und Wider deutlicherer Inhaltskennzeichnungen auf Lebensmittelverpackungen ausgeochten werden und in Dafur Kinder verhungern, bringt dieser Ausnahmejournalist dem Durchschnittsdeutschen die existenzielle Erkenntnis näher, dass es immer eine noch größere Version eines Gerichtes gibt, die man sich auch noch irgendwie zwischen Kaffeetrinken und Abendessen reindrücken kann.

3. Lauthals polternde Schleichwerbung. Wie einst Die Sendung mit der Maus berichtet auch Galileo regelmäßig über die Produktion beliebter Alltagsgüter. Regelmäßig heißt im Fall Galileos so ziemlich in jedem zweiten Beitrag. Scheinheilig kündigt der Moderator noch "Einblicke in eine große deutsche Soundso-Firma" an, nur um dann im Beitrag deutlich erkennbare Verpackungen der jeweiligen Marke oder das Markenzeichen auf der Mütze des befragten Produktionsleiter zu zeigen. Dann wird auch gerne mal in der Fußgängerzone herumgefragt, ob die neuartigen fettarmen Chips wirklich von den herkömmlichen geschmacklich abfallen. Natürlich, O Wunder, tun sie das nicht.
Gerne wird auch die Einweisung neuer Arbeitskräfte in die hervorragend hygienischen und auf Äußerste auf frische bedachte Sandwichbelegungsabläufe in einer deutschen Sandwichkette, die Poster mit dem Aufdruck "Subway" im Restaurant hängen hat, begleitet. Interessant hierbei ist, dass laut Wikipedia nicht ganz so klangvolle Ingredienzien wie Konservierungsstoffe und genveränderte Zutaten in der Regel als "kleine Geheimnisse des Herstellers" unter den Teppich gekehrt würden. Auch aktuell diskutierte Aspekte wie Verbraucherschutz oder Gesundheitsgefahren würden ausgeblendet.
Und wer nach alldem noch nicht weiss, wem er seine Euronen abzutreten hat, der darf sich auch gerne noch den Gartengrilltest anschauen, bei dem eine markterschöpfende Anzahl von sage-und-schreibe drei verschiedenen Modellen getestet wird.

2. Top 7-Listen. Dieses merkwürdige Einspielerformat scheint aus Gründen, über die man nur mutmaßen kann, den Galileo-Redakteuren nicht nur in seiner Erbärmlichkeit zu entgehen, es macht mittlerweile sogar einen großen Teil der Beiträge in der Sendung aus. Vermutlich handelt es sich bei der Redaktion aber um einen Haufen derart abgestumpfter Existenzen, dass ihnen die Bequemlichkeit, die solche Beiträge bieten, ihre journalistische Würde mehr als wert ist. Deswegen bekommt man als Zuschauer dann die oft nicht mal logisch angeordnete und weit von Vollständigkeit und Sinnhaftigkeit entfernte Auflistung von dem, was grob unter ein bestimmtes Thema passt, schon von älteren Beiträgen im Archiv vorhanden ist und am besten noch nackte Körper beinhaltet. Abgetrennt wir das ganze von den immer gleichen lieblos hingeklatschten 3D-Animationen, so dass jeder holde Verdacht, die Herstellung des eben gesehenen habe womöglich mehr als 900 Sekunden in Anspruch genommen im frühesten Keim erstickt wird.

1. Die kinnladenentgleisende Sendung vom 18. Juni 2008, soweit es menschenmöglich war, sie anzugucken.
Um mit dem kleineren Übel zu beginnen: Im zweiten Beitrag wurde mal wieder gegrillt, wobei hauptsächlich Ausschnitte aus einen circa einen Monat alten Grillzubehörtest gezeigt wurden und Jever-Bier in die Kamera gehalten wurde. Aber das konnte nicht mehr so recht schrecken, nachdem zuerst mit die Top 7 der Fußballmythen folgende niemals zuvor angefochtenen Wahrheiten zerschmettert wurden:
Der Elfmeterpunkt ist elf Meter vom Tor entfernt. (Falsch: Von der Torlinie etwas weiter aussen ist er weiter entfernt.)

Das Ball ist rund. (Falsch: Wenn man auf ihn drauf tritt verformt er sich leicht.)

Das Spiel dauert 90 Minuten. (Falsch: Es gibt auch noch Nachspielzeit.)

Schiri wir wissen wo dein Auto steht! (Falsch: Galileo hat auf dem Parkplatz nachgeschaut, das Auto des Schiedsrichters war nicht zu identifizieren.)
Noch Fragen, anyone?

Montag, 16. Juni 2008

Hot or not? Die ersten vier "The Tudors"-Folgen

Heinrich VIII. von England hatte einiges, für das er der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist. Zu nennen wären da zum Beispiel sechs aufeinanderfolgende Ehefrauen, eine selbstgegründete Konfession und, seinem Ruhm in den heutigen Tagen besonders zuträglich, seit kurzem auch eine eigene US-Fernsehserie. The Tudors (deutscher Titel: Die Tudors - Mätresse des Königs) läuft seit einem Jahr erfolgreich in den USA und seit zwei Wochen bei uns auf Pro7. Ich hab mir die ersten vier Folgen schonmal in der englischen Originalfassung zu Gemüte geführt, um den gemeinen Pro7-Schauer vor eventuellen intelektuellen Enthauptungen im vorhinein zu warnen.

Schon der erste Trailer auf Pro7 machte eigentlich einen ziemlich guten Eindruck. Wenn man gütig absieht von dem dämlich-reisserischen deutschen Titel (wenngleich selbiger das Mischverhältnis der Themen famliliäre Machtpolitik / Sex in der Serie ziemlich gut wiederspiegelt). Grammatikalisch schon mehr als fragwürdig - sinnvoll wäre eher "Die Tudors - Mätressen des Königs", ist er inhaltlich schlichtweg falsch. Die Tudors stellten die damalige königliche Familie und nicht die Mätressen.

Von diesen Unstimmigkeiten leicht irritiert springt einem sofort die, mit Ausnahme der etwas schwachen CGI-Schlösser, ungemein entschädigende visuelle Aufmachung ins Auge, denn The Tudors geht bei Kostümen und Requisite einen Weg abseits der abgelatschten Klischeedarstellung des Mittelalters à la Ritter aus Leidenschaft. Interessanterweise resultieren provisorisch Schlösser aus Holzgerüsten und Stofffassaden und Aufnahmen vom Hofstaat beim mitteralterlichen Hallentennis in einem unwillkürlichen Anstieg des gefühlten Realismusgrades. Überhaupt bewegt die Serie die Darstellung des Lebens am Hofe weg von der neuzeitlichen Idealvorstellung von langbärtigen Mittfünfzigern mit Hauptaugenmerk auf politischen Grundsatzentscheidungen hin zu einem verdammt glaubhaften Pack von Durchschnittsmenschen mit Eigeninteressen und einem König, der eigentlich nur entscheiden muss, wie sein Tagesablauf zwischen dem Deligieren von Aufgaben auf andere, dem reinen Zeitvertreib mittels Jagd, Sport, Festen und Hofdamen und schließlich dem aus seinem übergroßen Ego resuliterenden Geltungsdrang aufzuteilen ist. Wie ein roter Faden zieht sich das Erkenntnis durch die Story, dass zwar alles machen, was der König wünscht, er sich aber stets wünscht, was die anderen ihm enpfehlen.

Das vordergründige Geschehen hält sich bei Inanspruchnahme einiger künstlerischer Freiheit an die bekannten geschichtlichen Ereignisse, wobei Details (laut Wikipedia) angepasst wurden und die Chronologie der Ereignisse teils verschoben wurde, um in den Plot und die Logik der Serie zu passen, die zwischen den einzelnen Folgen den Abstand eines Jahres in der Geschichte vorsieht. Damit disqualifiert sich The Tudors als Grundlage für eine Geschichtshausarbeit, taugt aber gut als Einblick in die feudale Hofgesellschaft, wobei der gröbste historische Fehler das perfekte Aussehen sämlicher Charaktere sein dürfte. Die Unumgänglichkeit einer Anne Boleyn alias Nathalie Dormer zum Beispiel ist durchaus nachvollziehbar, was man von der historischen Person, wie sie auf Gemälden zu sehen ist, nicht in der Form behaupten kann.

Überhaupt sind die gute Anne und ihre Nebenbuhlerinnen ein essentieller Part der Sendung, und zwar auch ausserhalb ihrer historischen Rollen. Auf gut Deutsch wird ziemlich viel gevögelt, was ich trotz meines Interesses für seriöse Geschichte nicht unbedingt als Manko der Serie werten würde.

Genauso wenig zu meckern gibt es über die anderen Personen im Umfeld des Königs. Der nur opportunistische Berater Kardinal Wosley, dem jeder Verbündete auf seinem Weg zu Heiligen Stuhl recht ist, der idealistischer Lehrer, der bedauernd mit ansehen muss, wie seine humanistische Schule im Angesicht machtpolitischer Entscheidungen ein ums andere Mal von Heinrich in den Wind geschlagen wird oder der Botschafter Thomas Boleyn, der sich vorallem für die Verkupplung einer seiner Töchter mit dem Monarchen interessiert.

Diese Aspekte zusammen, der historische Plot um die irre Biografie eines nachvollziehbaren Heinrich VIII. mitsamt seines Umfelds und die geschickte Auskleidung der Episoden mit Intrigen, Bettgeschichten und Selbststudien der königlichen Psyche haben mich, zugegebenermaßen Mittelalterfan, die ersten vier Folgen The Tudors gut unterhalten und werden das bestimmt noch ein paar weitere Folgen lang tun. Mögen was Storytelling et cetera angeht auch echte Innovationen fehlen, dürfte das unverbrauchte Thema durchaus einen Blick wert sein.

Die Tudors - Mätresse des Königs läuft Samstags um 20:15 Uhr auf Pro7.

Als Rahmenprogramm empfehlen wir Medieval 2: Total War zu spielen und das Lied Viva la Vida von Coldplay dauerzuschleifen:

"I used to roll the dice
Feel the fear in my enemy's eyes
Listen as the crowd would sing:
'Now the old king is dead! Long live the king!'"


Max sagt: HOT!

Donnerstag, 12. Juni 2008

Kreative Werbung

Werbung ist das, was bunt und mit großen Lettern bedruckt aus dem Briefkasten flattert (okay das könnte auch die BILD sein) oder alle 15 Minuten die Spaß beim Samstagabendfilm versaut. Womit man die landläufige Popularität von Werbung gefahrlos irgendwo zwischen schwer unbeliebt und abgrundtief verhasst einordnen kann. Zumal den Gros der Werbestrategen die chinesische Wasserfolter näher scheint als mit kreativem Charme verbundene Methoden.
Hier zwei besonders gelungene Beweise dafür, dass es auch anders geht:



Reklame einer Fitnessstudiokette in der New Yorker U-Bahn.




Werbung für einen Kleinwagen in Zürich.


Eine ausführlichere Sammlung gibt es auf hemmy.net.

In eigener Sache: Namenswechsel

Auf Anregung meines Bruders habe ich den Titel des Blogs probeweise in "Medienbulimie" geändert, da dieser Name vielleicht ein wenig besser den Inhalt auf den Punkt bringt. Ob Euch "Zynikeria" besser gefallen hat oder wenn Ihr eigene Vorschläge habt, dann schreibt Comments!
Selbiges gilt für die Layoutänderungen.

Mittwoch, 11. Juni 2008

Moms gone Wild: Tokio Hotel



Taff kann man mögen oder nicht. Tokio Hotel kann man mögen oder nicht. Der Gegenstand dieser Story ist aber sowas von jenseits von Gut und Böse, dass die gewohnte Masche mit Ignorieren und Nicht-drüber-reden grob fahrlässig gegenüber jedem wäre, der gerne mal auf dem Boden liegend lacht oder wahlweise über den Zustand der Gesellschaft heult.
Ich bin mir bewusst, dass die Nummer hier fast schon zu irre ist um nicht gestellt zu sein. Sie lief zuerst bei RTLs "Mitten im Leben" (Zitat von Stefan Raab: "Könnte genauso gut auch 'Tief in der Scheisse' heissen"), wovon leider keine Aufzeichnung aufzutreiben ist, und danach bei taff auf Pro7. So oder so ist es vermutlich unter dem unfreiwillig unterhaltsamsten, das in letzter Zeit in Deutschland gesendet wurde. Enjoy.


Link: Die RTL-Story bei TV Total (Youtube)

Stolz wie Riedls.

(gefunden auf der Rückseite irgendeiner jüngeren "stern"-Ausgabe)

Lustiges Quiz zum Auftakt: Was passiert als nächstes?

a) Frau lässt Flasche los, Flasche fällt, gehalten vom Seil und zerschellt mit großem Tamtam an der Hauswand.

b) Frau lässt Flasche nicht los, weil man sich in der letzten Sekunde doch noch auf gemeinsame Zweifel darüber einigt, ob man seinem neuen Haus denn unbedingt gleich eine Flasche Sekt in den Putz jagen muss.

c) Frau lässt nach halbherzigem Abschütteln aller reinigungstechnischen Bedenken Flasche doch los, Flasche fällt, schlägt zwei Meter hinter dem glücklichen Paar auf dem Rasen auf und kullert noch nen Meter, weil

das verdammte Seil gut anderthalb mal so lang ist wie die Stelle hoch, an der es angebunden wurde.


Vorneweg: Notizen zum Blog selbst

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen. Ein Blog. Oft genug fasziniert mich eine Idee oder ein Format für eine Website so sehr, dass ich versuche die ersten (und dann zugleich letzten) Schritte zu gehen ohne mir über den konkreten Inhalt des Projekts im Klaren zu sein. In diesen Fällen erreicht der sprichwörtliche Berg den Propheten dann auch selten.
Bei diesem Blog verhält es sich ausnahmsweise andersherum, nämlich dahingehend, dass ich den Inhalt, der hier in Kürze die Seiten füllen soll, stetig von mir gebe und die Idee, diesen nicht ausgesprochen zu lassen sondern aufzuschreiben und zu veröffentlichen, ist nahe liegend und vermutlich in ähnlicher Form für die Entstehung der meisten heutigen Religionen verantwortlich.

Mit dem Thema Sprachwahl bleiben wir beim Augenfälligen. Ich hätte gerne einen englischsprachigen Blog begonnen, dem immens größeren Publikums wegen, aber wer über Themen aus dem deutschen Alltag schreiben will, für den ist dieses Publikum ohnehin ziemlich verloren.

Drittens seien noch ein paar Sätze zum Layout geschrieben. Ich war bisher noch kein großartiger Blog-Leser, weshalb ich die Wirkung des Standartdesigns auf das erfahrenere Auge nich recht einschätzen kann. Persönlich finde ich es angenehm schlicht und jeder, dem es allzu sehr missfällt darf sich gerne melden und beschweren.


Wiederum habe ich nicht viel über die inhaltlichen Schwerpunkte des Blogs geschrieben, vor allem weil ich selbst lieber warten und sie sich entwickeln sehen will. Auch wenn der Rahmen eher provisorisch wirkt - was auch seinen Charme hat - habe ich ein gutes Gefühl bei der Sache, auch weil ich glaube jetzt schon viel zu schreiben zu haben.
Morgen werde ich versuchen mit ein bisschen Farbe das Todesanzeigenflair ein wenig einzudämmen.

Zynikeria hiermit eröffnet!

Willkommen und hereingeschneit in die Zynikeria, dem Kratzbaum für meine rhetorischen Krallen, der Kloschüssel für meine Medienbulimie.

Angesichts des Ausmaßes der Wikipedia-Recherche, die schon die korrekte Formulierung des ersten Satzes erfordert hat, werde ich das inhaltliche Niveau wohl etwas herunterschrauben müssen.
Aber da die spontansten Ideen und Unternehmungen interessanterweise nicht selten die besten zu sein scheinen, besteht vielleicht auch für diesen Blog die Hoffnung auf ein etwas längeres Bestehen als die durchschnittlichen drei bis sieben Tage vergleichbarer Projekte unter meiner Federführung.

Hoffen wir das Beste!